Gedanken

Von Katastrophen und Zwischenfällen

In der letzten Zeit wird mir zunehmend bewusst, dass es einen himmelweiten Unterschied macht, wie ich die Dinge einordne. Ich kann alles in einem negativen oder einem positiven Licht sehen. Soweit, so plump.

Es fällt mir schwer, diese Erkenntnis in solche Worte zu fassen, welche annähernd das ausdrücken, was ich dazu empfinde und die nicht einen so banalen Eindruck machen. Einerseits handelt es sich ja wirklich um eine ziemlich simple Sache, und andererseits sehe ich darin auch die feinsten Facetten menschlichen Zusammenlebens, die nach einer feinfühligeren Aufbereitung verlangen.

Wie auch immer, ich gehe einfach in medias res und nehme dazu ein Zitat von Harold Nicolson als Aufhänger:

„Das große Geheimnis einer glücklichen Ehe besteht darin, alle Katastrophen als Zwischenfälle und keinen Zwischenfall als Katastrophe zu behandeln.“

Den Anwendungsbereich dieses Zitats möchte ich auf die Familie bzw. das Leben als solches erweitern.

Ich bin eher dahingehend geprägt, Schwierigkeiten oder Herausforderungen im Leben schnell als bedrohlich und ausweglos einzuschätzen. Wenn es irgendwo spießt, dann legt sich da gern ein grauer Schatten über meine Wahrnehmung und meine Einschätzung der Lage ist nicht unbedingt als heiter zu bezeichnen.

Doch je länger ich mit Jesus unterwegs bin, von ihm und über ihn mehr und mehr lerne, desto besser fallen meine Prognosen aus. Nein, nur weil es gerade schwierig ist, heißt das noch lange nicht, dass das so bleibt und nicht alles geht grundsätzlich den Bach runter, sobald es nicht nur flutscht.

Es entsteht jetzt der Eindruck, dass ich ein sehr negativer Mensch bin, als solchen würde ich mich aber – auch in der Vergangenheit – nicht bezeichnen. Es geht mir eher darum, in schwierigen Momenten das Oberwasser zu behalten. Das Leben als solches im Großen und Ganzen habe ich schon immer mit einer positiven Grundeinstellung betrachtet.

Für mich heißt das nun in concreto, auf einen guten Ausgang zu vertrauen, wenn beispielsweise Töchterlein eine Phase hat, wo sie erst sehr spät einschläft und mich das viel Kraft kostet. Oder wenn ich mit meinen Mann mal ein paar Tage nicht viel zum Reden komme, nicht ein grundsätzliches Kommunikationsproblem zu vermuten. Wenn ich meine Übungen nicht mache und sich mein Kreuz zu Wort meldet, nicht an meinem (grundsätzlich vorhandenen) Durchhaltevermögen zu (ver)zweifeln. Also schlicht und ergreifend Zwischenfälle nicht als Katastrophen zu bewerten.

Und da komme ich zu einem nächsten Aspekt, nämlich der Gnade: Ich darf mit mir gnädig sein und muss mir nicht immer alles abverlangen. Darf Fehler machen, stolpern und einfach wieder aufstehen. Und diese gnädige Haltung mir selbst gegenüber führt dann dazu, dass ich anderen gegenüber auch barmherzig sein kann.

Und das habe ich festgestellt: die Menschen um mich herum brauchen so wie ich in ihren eigenen schwierigen Momenten jemanden, der sie aufbaut und der darauf vertraut, dass ihre Katastrophen nur Zwischenfälle und ihre Zwischenfälle keine Katastrophen sind!

Eine Antwort auf „Von Katastrophen und Zwischenfällen

  1. Da hast du wohl recht! Danke, dass du mich immer wieder aufbaust!
    Und aus eigener Erfahrung, Katastrophen kann man auch ganz gut meistern 😉

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