Gedanken

Gottes Blickwinkel

In einigen meiner Beiträge ist schon angeklungen, dass Gott Situationen oft ganz anders beurteilt als Menschen es tun und dass ich immer wieder herausgefordert bin, in meinem Leben auch wirklich Gottes Urteil über das von anderen oder mir zu stellen.

Beim Schreiben bzw. Nachdenken sehe ich das oft so klar und im Alltagschaos geht es mir dann aber auch schnell mal wieder verloren.. Ich finde, es kostet ganz schön viel Energie, die Welt mit Gottes Augen zu sehen. Man muss so oft aus gewohnten Denkmustern aussteigen und es aushalten lernen, dass man in den Augen der Welt vielleicht gar nicht gut dasteht.

Aber ich bin trotzdem voll Hoffnung, dass mir auch das mit der Zeit immer leichter fallen wird – einfach weil sich neue Denkmuster einschleifen werden. Denkmuster, die ich dann von Gott übernommen habe.

Ein solches Denkmuster, das bei mir noch in (Gottes) Arbeit ist, möchte ich euch hier gern vorstellen. Die Bibelstelle, anhand derer mir das aufgefallen ist, ist Folgende:

Mir ist es nicht so wichtig, wie ihr oder irgendein menschliches Gericht über mich urteilen. Ich maße mir auch über mich selbst kein Urteil an. Zwar bin ich mir keiner Schuld bewusst, aber damit bin ich noch nicht freigesprochen. entscheidend ist allein Gottes Urteil. Deshalb urteilt niemals voreilig! Wenn Christus kommt, wird er alles ans Licht bringen, auch unsere geheimsten Wünsche und Gedanken. Dann wird Gott jeden so loben, wie er es verdient hat. 1. Korinther 4, 3-5

Also soweit wie Paulus bin ich definitiv noch nicht. Doch kommt mir schon immer öfter in den Sinn, in entsprechenden Situationen auf Gottes Urteil zu achten. So weit, so gut.

Knackpunkt ist hier für mich der Vers mit den geheimsten Wünschen und Gedanken, die eines Tages ans Licht gebracht werden. Den Vers kenne ich seit meiner Kindheit und schon damals lief es mir heiß und kalt über den Rücken bei dem Gedanken an eine öffentliche Zurschaustellung meines Denkens. Mir fällt es ja schon schwer, meine Worte und Taten unter Kontrolle zu halten. Und jetzt wird die Daumenschraube noch enger gedreht und auch auf meine Gedanken ausgeweitet. Wie soll ich denn da jemals bestehen?

Doch Moment, was stand da noch einmal im letzten Satz? Dann wird Gott jeden so loben, wie er es verdient hat.

Heißt das etwa, da wird in eine ganz andere Richtung gelenkt als mein – durch meine Prägungen eingeengtes – Gottesbild es tut? Loben?

Beim Nachdenken über diesen Bibeltext ist mir klar geworden, dass Gottes Meinung über mich viel gnädiger sein muss als meine eigene. Er sieht mir nicht ständig mit vorwurfsvollem Blick über die Schulter und wartet auf meinen nächsten Fehler (um mir dann womöglich zu sagen, dass er es ja gewusst hätte…).

Auch wenn mir das eigentlich kognitiv bewusst ist, fühle ich mich oft nach einem langen, anstrengenden Tag mit den Kindern einfach nur schlecht und vor meinem geistigen Auge ziehen alle Fehler, die ich an diesem Tag angehäuft habe, vorüber… Müde und frustriert habe ich dann das Gefühl, es nie hinzubekommen mit einer guten Erziehung.

Aber Gott ist eben anders. Gott sei Dank! Auch wenn er nicht die Augen vor meinen Fehlern verschließt (die vergibt er mir schlicht und ergreifend), sieht er vor allem mich. Sieht, dass er mich liebt. Sieht, dass ich ihn liebe. Über alles. Und sieht, was an einem fehlerhaften Tag auch alles gut war, wo ich überall schon aus eingefahrenen Mustern aussteigen konnte und über meinen Schatten gesprungen bin.

Ja, wenn ich am Ende eine Tages unter diesem Vorzeichen zurückblicke, gibt es doch auch einiges zu verbuchen. Und auch wenn es sonst niemand sieht, mein Bemühen, mein Kämpfen, er bemerkt es nicht nur, sondern er wird mich auch einmal entsprechend dafür auszeichnen.

Also ich mag Gottes Blickwinkel…

 

 

2 Antworten auf „Gottes Blickwinkel

  1. Ich denke man könnte am Ende des Tages als Resümee auch mal die vielen guten Dinge die passiert und gesagt wurden hervorheben und sich dafür loben und nicht immer nur die negativen und dafür bestrafen.
    Ich kenne es von der Hunde Erziehung, da gibt es das Modell mit der positiven Konditionierung:
    Schlechte Angewohnheiten und Verhaltensweisen ignorieren und positive gewünschte Verhaltensweisen überschwänglich loben. Das Tier will dem Menschen gefallen und macht somit immer verstärkter die Dinge die uns erfreuen.
    Das selbe psychologische Verhalten kann man auch in der Kinderziehung nutzen und gerade bei meinem 1jährigen konnte ich feststellen, dass er mit einem Nein schwerer zurecht kommt und es sogar immer wieder mit Freude wiederholt. Wenn ich ihn aber für Dinge lobe und sage toll gemacht versucht er diese Sachen so oft wie möglich zu machen, die Steckdose wurde dadurch immer mehr ignoriert weil ich ihn davon abgelenkt habe mit tollen Dingen die mir gefallen.

    Was ich damit sagen will, in unserer Selbsterziehung können wir uns auch positiv bestärken wenn wir am Ende des Tages nur die positiven Dinge hervorheben und loben und die negativen einfach sein lassen….

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